Kolumbien ist flächenmäßig etwa zweieinhalbmal so groß wie Deutschland, die Schweiz und Österreich zusammen und zählt dabei mit etwa 47 Mio. Einwohnern gerade mal ca. die Hälfte der Bevölkerung der drei oben genannten Länder. Etwa ein Fünftel der Kolumbianer lebt in der Hauptstadt Bogota, weitere 55% in anderen Städten und sie setzt sich aus verschiedensten ethnischen Gruppen und Mischungen europäischer Nachfahren, Menschen afrikanischer Herkunft und indigenen Ureinwohnern zusammen.
Neben der Amtssprache Spanisch werden noch ca. 65 indigene Sprachen gesprochen, die auf 14 unterschiedlichen Sprachfamilien basieren. Darüber hinaus existiert im kleinen Ort Palenque die einzige
auf dem Spanischen basierende Kreolsprache in Lateinamerika, währenddessen man auf den Karibikinseln San Andres & Providencia dagegen Englisch spricht.
Topografisch gliedert sich Kolumbien in die Tiefländer der Karibikküste und der Pazifikküste, die drei Kordilleren der Anden, die Ebene der Llanos Orientales (bzw. Orinoqia) sowie die Amazonasregion und befindet sich klimatisch in der tropischen Klimazone. Auf Grund der vielfältigen Landes- Topographie reichen die Temperaturen dabei von
tropisch heiß im Flachland bis hin zu hochalpinem Gletscherklima oberhalb von 3.000 Metern. Dementsprechend vielfältig präsentieren sich auch Vegetation und Tierwelt. Auf weniger als 1% der
Erdoberfläche finden sich in Kolumbien über 10% aller weltweit existierenden Tier- und Pflanzenarten. Damit ist das Land hinter Brasilien das zweitartenreichste Land unserer Erde und
heruntergebrochen auf seine Landesgröße stünde Kolumbien damit sogar auf Platz 1 in punkto Artenreichtum pro Quadratfläche.
Das heutige Staatsgebiet von Kolumbien wurde von den beiden europäischen Seefahrern Alonso de Ojeda und Amerigo Vespucci entdeckt, die im Jahr 1499 in Höhe der Halbinsel Guajira anlandeten. Christoph Kolumbus selbst, dem das Land seinen heutigen Namen verdankt, setzte dagegen nie einen Fuß auf kolumbianischen Boden. Schon 1525 wurden mit der heutigen Stadt Santa Marta, sowie 1533 mit Cartagena die ersten kolonialen Hafenstädte gegründet und 1538 folgte dann schon die heutige Hauptstadt Bogota tief im Inneren des neu entdeckten Landes.
Viele hundert Jahre vor Ankunft der Konquistadoren bis hinein in die Zeit ihrer verheerenden Raubzüge durch das neu entdeckte Paradies existierten auf dem heutigen Gebiet Kolumbiens viele verschiedene indigene Hochkulturen, die fast allesamt die Goldschmiedekunst auf allerhöchstem Niveau beherrschten und wovon man sich im Goldmuseum von Bogota noch heute ein eindrucksvolles Bild machen kann. In San Agustin hinterließen sie dagegen mit mystischen Skulpturen bis heute rätselhafte Hinterlassenschaften aus Stein und im Tierradentro für Amerika einzigartige bemalte Grabkammern, wobei beide genannte Kulturen längst vor dem Eintreffen der Kolonialisten erloschen waren.
Andere hochentwickelte Kulturen, wie die Muisca im Raum des heutigen Bogota, die Quimbaya auf dem Gebiet der heutigen Kaffeezone, die Calima- Kultur Nähe der heutigen Metropole Cali, die Sinú am nördlichen Lauf des Rio Magdalena oder die Tayrona in der Sierra Nevada de Santa Marta fielen dagegen den blutigen Raubzügen der Konquistadoren nach und nach zum Opfer. Von den einstigen Indigena- Kulturen überlebten nur wenige bis in heutige Zeit, wie die Kogui, Wiwa & Arhuaco in der Sierra Nevada, die Wayuú in der Guajira, die Paez/Nasa im Gebiet von Tierradentro, die Misak rund um Silvia oder den Emberás im Choco.
Volksheld Simon Bolivar war es schließlich, der der spanischen Vorherrschaft 1821 in der Schlacht von Boyaca letztlich ein Ende setzte und die Unabhängigkeit Nueva Granadas gegenüber Spanien erklärte. Seine frisch gegründete Republik Großkolumbien bestehend aus Venezuela, Kolumbien, Ecuador und Panama zerfiel jedoch nur wenige Jahre später in seine heutigen Einzelstaaten.
Seit dieser Zeit wurde Kolumbien immer wieder von innerpolitischen Unruhen und bewaffneten Konflikten gebeutelt. Die zweite Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wurde dabei vor allem vom militärischen Konflikt zwischen Guerilla, Paramilitärs, Drogenkartellen und dem Staat dominiert.
Nachdem die großen Drogenkartelle wie das Medellín- Kartell um Pablo Escobar oder das Cali- Kartell bereits in den 90er Jahren zerschlagen wurden (entsprechende Nachfolge-Kartelle agieren aber verborgen im Untergrund wie bekannt auch heute noch) war es schließlich der inzwischen sehr umstrittene einstige Präsident Alvaro Uribe, der in seiner 8-jährigen Amtszeit ab 2002 mit teil durchaus recht fragwürdigen Methoden die lang ersehnte innere Stabilität herbeiführte. Mit eiserner militärischer Härte konnte er die FARC als größte Guerilla- Organisation, welche im Lauf der Jahre ihren sozialen Nimbus innerhalb der kolumbianischen Bevölkerung jedoch nahezu verspielt hatte, in kaum besiedelte Dschungelprovinzen zurückdrängen. Auch die paramilitärischen Verbände wurden unter ihm offiziell aufgelöst, wenngleich auch diese unter anderen Namen in dünnbesiedelten Regionen weiterhin aktiv blieben und sich dort wie auch die einstige FARC über den Drogenanbau finanzieren.
Uribes Nachfolger Juan Manuel Santos setzte zwischen 2010 und 2018 trotz einer weit liberaleren Politik diese positive Entwicklung Kolumbiens fort. Im Jahr 2016 gekrönt vom international vielbeachteten Friedenvertrag, der Santos den Frieden- Nobelpreis brachte und Kolumbien zum ersten Mal in seiner rund zweihundertjährigen Geschichte in ein positives Rampenlicht der Weltöffentlichkeit rückte.
In diesem Windschatten nahm auch Kolumbiens Wirtschaft eine beispielhaft positive Entwicklung. Mit der neu gewonnen inneren Sicherheit wurden gigantische Bau-Projekte in Angriff genommen, abertausende Kilometer neuer Fernverkehrs- & Landstraßen entstanden, moderne Flughäfen, Stadien & Sportzentren schossen genauso aus dem Boden wie unzählige neue Wohngebiete an den Stadträndern im ganzen Land. Und spätestens mit dem prestigeträchtigen Aushängeschild „Friedenvertrag“ ist dann endgültig auch der Tourismus als neuer Wirtschaftsmotor aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.
Auch wenn der viel gepriesene Friedensvertrag (der im Land selbst übrigens von Beginn an sehr umstritten war) Kolumbien letztlich eher vor viele komplett neue Herausforderungen und sicherheitspolitische Probleme stellte - in weiten Teilen des Landes, insbesondere in den dichtbesiedelten Ballungsgebieten entlang der karibischen Küste bis hinunter nach Bogota sowie entlang des Andengürtels von Medellín über die Kaffeeregion bis nach Cali und Popayan spürt man von den einstigen Konflikten heute nichts mehr. Reisen über Land - in den 80er oder 90er Jahren noch ein unkalkulierbares Risiko - sind schon seit den frühen 2000er Jahren völlig problemlos möglich. Kolumbien gilt damit für viele Südamerikas- Reisende heute sicherer, als die meisten anderen Länder Lateinamerikas und solange man sich mit etwas gesundem Menschenverstand an die allgemeinen Reisetipps hält, ist eine Reise durch Kolumbien heute keinesfalls gefährlicher als in jedem anderen Reiseland der Welt.
Wenn man hier lebt - und reist - scheinen die Zeiten längst vergessen, in denen das Land einzig und allein als Synonym für Drogen und Bürgerkrieg gehandelt wurde. Vielmehr glänzt Kolumbien heute neben seinen so herzlichen und gastfreundlichen Menschen, der neu gewonnenen inneren Sicherheit endlich mit dem, mit dem es schon immer gesegnet war, aber über so viele Jahrzehnte der Welt nicht zeigen konnte; einer unglaublichen Vielfalt an naturgegebenen Schätzen, den herzlichen und gastfreundlichen Menschen sowie nun auch mit einem raschen Ausbau touristischer Strukturen.
Kolumbien befindet sich auf dem Weg zu neuen Ufern. Auf einem Weg zu einem Land, dass sich die Kolumbianer jahrzehntelang ersehnt haben. Sicher, aufstrebend, weltoffen und überaus gastfreundlich. Das alles macht Kolumbien heute mehr denn je auch zu einem interessanten und äußerst lohnenswerten Reiseziel. Von den World Travel Awards wurde Kolumbien für den Tourismus Oscar „Weltbestes Reiseziel 2021“ nominiert.